„Es geht ums Leben, weniger um Glaubensfragen“
Doris Zauner und Markus Baldini bilden das Team Seelsorge in der Kinderklinik. Sie sind da – für Patienten, aber auch für Mitarbeiter!
Passau. „Unser Hauptarbeitsplatz ist nicht das Büro, sondern das Krankenbett“, macht Doris Zauner gleich eingangs deutlich. Die Diplomtheologin ist als Pastoralreferentin bei der Diözese Passau als Seelsorgerin in die Kinderklinik Dritter Orden Passau abbestellt und mittlerweile seit über zehn Jahren im Haus tätig – im Hintergrund, aber dennoch für jeden greifbar. Gemeinsam mit dem Ständigen Diakon Markus Baldini bildet sie das Team Seelsorge in der Einrichtung. „Wir warten nicht, bis man zu uns kommt, sondern wir gehen auf die Menschen zu“, betont Baldini. Dabei spielen Konfession oder Herkunft der Patienten keinerlei Rolle: „Wer da ist und uns braucht, zu dem kommen wir.“
Das Team Seelsorge begleitet und betreut in erster Linie die kranken Kinder in der Einrichtung. Ein weiteres Mitglied ist Pfarrer Schmoll, der sich als evangelischer Seelsorger in die Krankenhausseelsorge der Kinderklinik einbringt. „Das Besondere in der Kinderklinik ist dabei sicherlich, dass hier zu den Patienten auch immer die Eltern gehören – wir sind für die ganze Familien Ansprechpartner“, betonen die beiden. Der Arbeitsalltag ist dabei einfach auf den Punkt gebracht: „Wir fragen den Bedarf auf den Stationen ab, gehen dorthin wo wir gebraucht werden und dann sind wir einfach nur da, um zu reden – oft Belangloses. Es geht dabei weniger um Glaubensfragen, als vielmehr um das Leben ganz allgemein“, erzählt die Pastoralreferentin von ihrem Alltag. Neben den Kindern und Jugendlichen will Markus Baldini aber auch die Mitarbeiter ins Boot holen. „Wir bieten regelmäßige Angebote, wie Fußwallfahrten oder auch gemeinsame Führungen durch die Kirchen der Altstadt von Passau. Wir sind auch für das Team der Kinderklinik jederzeit greifbar und sehen uns als verbindendes Element.“ Über das Jahr verteilt werden vorrangig für die Patienten der Psychosomatik Angebote vorbereitet, wie das gemeinsame Brotbacken in der Bäckerei Kerscher zu Ernte Dank oder auch Ausflüge in den Passauer Dom – „oder vielmehr an Orte, an die Besucher sonst nie kommen, wie die Domsakristei oder auch den Orgelbereich“, erzählt Baldini von letzten spirituellen Angeboten. „Sowohl für die Kinder, als auch die Mitarbeiter wollen wir besondere Veranstaltungen schaffen“, bringt Doris Zauner die Planungen um den gemeinsamen Ausflug „auf den Spuren des Heiligen Gunter“ im Herbst ins Spiel. Für sie ist die stete Vermittlung des christlichen Menschenbildes durchaus ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Kinderklinik: „Man muss immer den Menschen vor Augen haben. Das ist unser großer Auftrag – den Menschen wahrnehmen und ihn nicht hinter seiner Krankheit zu verstecken.“ Dabei gelte es durchaus ein Stück weit den Geist der Ordensschwestern des Dritten Orden im Haus weiterzutragen. „Die Schwestern waren immer sichtbar für jeden da und ansprechbar – das wollen wir auch sein. Wir haben Zeit, oder nehmen sie uns. Das ist unser großer Mehrwert“, betont Baldini, selbst Vater von einem Sohn. Als neue Aufgabe hat sich das Team Seelsorge eine engere Kooperation und das gemeinsame Wirken mit der Pfarrei St. Anton, der die Kinderklinik zugehörig ist, vorgenommen. „Unsere Kapelle ist eine Ordenskapelle und gehört damit eigentlich nicht zur Pfarrgemeinde, aber gemeinsam mit Pfarrer Dr. Anton Spreitzer sind wir auf einem sehr guten Weg unsere Zusammenarbeit auszuweiten“, geben die beiden Einblick in die Pläne um einen besseren Anschluss an die Pfarrgemeinde. „Wir wollen die Kapelle in der Kinderklinik wieder mit Leben füllen. Die Türen stehen schon jetzt für jeden sichtbar offen. Wir möchten dazu einladen reinzuschauen“, so Doris Zauner.
Den Arbeitsalltag der beiden Seelsorger prägen jedoch auch immer wieder schwere Momente. „Eine sehr große Herausforderung sind sicherlich Nottaufen, wenn Kinder zu krank und damit nicht lebensfähig auf die Welt kommen – natürlich belastet mich das auch. Wir leiden mit den Eltern, auch weil wir selbst Eltern sind“, so der Diakon. Dieser oft „letzte Dienst“ für Eltern soll das Kind zumindest einmal in seinem viel zu kurzen Leben in den Mittelpunkt stellen. „Ich erinnere mich gut an meine erste Nottaufe einen Tag vor Heilig Abend. Ich habe den Raum verlassen und die Geräte wurden abgeschaltet – da braucht man eine Zeit, um wieder in die Spur zu kommen.“ Genau diese Momente prägen und formen einen Seelsorger, ist sich Baldini sicher. Gemeinsam mit seiner Kollegin Doris Zauner ist er jeden Tag aufs Neue dankbar, die kleinen Patienten und deren Familien auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten zu dürfen.
Foto (Stefanie Starke): Doris Zauner und Markus Baldini bilden das Team Seelsorge in der Kinderklinik Dritter Orden Passau